Urban Relations – über die Bedeutung der Beziehungsebene in der Stadt(teil)entwicklung

Hammerl, Barbara and Oswald, Elisabeth and Pötsch, Nana (2018) Urban Relations – über die Bedeutung der Beziehungsebene in der Stadt(teil)entwicklung. REAL CORP 2018 – EXPANDING CITIES – DIMINISHING SPACE. Are “Smart Cities” the solution or part of the problem of continuous urbanisation around the globe? Proceedings of 23rd International Conference on Urban Planning, Regional Development and Information. pp. 489-501. ISSN 2521-3938

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Abstract

Das Wachstum urbaner Ballungsräume setzt sich fort. Damit intensivieren sich zunehmend auch die potenziellen ökologischen, ökonomischen, infrastrukturellen und (sozial-, migrations-, raum- wie auch informations-) politischen Herausforderungen. Technologische Einzellösungen adressieren abgrenzbare Probleme oder Ziele, vermögen komplexe und wechselseitig in Beziehung stehendende Herausforderungen jedoch nicht zu lösen. Die großen Herausforderungen für die Stadt(teil)entwicklung umfassen Aus- und Umbau urbaner Infrastrukturen, leistbare Wohnversorgung, ökonomische Resilienz und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen ebenso wie urbane Identitätsbildung, sozialen Zusammenhalt und die Integration heterogener Individuen, Gruppen und Nachbarschaften. Nur unter ganzheitlicher Betrachtung der Städte und Stadtteile als dynamische aktive Organismen „der Vielen“ kann es gelingen diese als lebenswerte, inklusive und menschenorientierte Orte zu erhalten bzw. zu entwickeln. Europäische und nationale Strategien und Ausschreibungen (beispielsweise JPI URBAN EUROPE oder SMART CITIES DEMO) fordern zunehmend sektoren-übergreifende und interdisziplinäre Forschungs- und Umsetzungsprojekte nachhaltiger Stadtentwicklung, auch unter Öffentlichkeitsbeteiligung. In lokalen Entwicklungskonzepten wird Bürgerbeteiligung strategisch verankert (beispielsweise im STEK 4.0 Graz). Viel zu oft bleiben Partizipation und Öffentlichkeitsbeteiligung jedoch Worthülsen und Lippenbekenntnissen oder beschränken sich darauf Instrumente eines Governancediskurses zu sein, der effizienteres und effektiveres Regieren in den Mittelpunkt stellt (vgl. FEINDT, Peter; NEWIG, Jens 2008). Viel zu oft bleibt es jedoch bei Worthülsen und Lippenbekenntnissen. Wir verstehen Partizipation und Öffentlichkeitsbeteiligung weit über Bürgerbeteiligung hinaus umfassender im Sinne kooperativer Stadt(teil)entwicklung. Nehmen wir diesen Begriff ernst, so bedarf es neben einer bejahenden Grundhaltung aller Beteiligten konkreter Schritte, sorgfältig entwickelter Methoden und klarer Rahmenbedingungen, um etwa hoheitliche Strategien und Planungsverfahren mit informellen Prozessen zu verschränken oder divergierende private und öffentliche Interessen diskursiv (vgl. PFENNING, Uwe; BENIGHAUS, Christina, 2008) zu verhandeln. Damit können Vertrauen und Verbindlichkeit zwischen Projektpartnerinnen, Projektpartner, Stakeholderinnen und Stakeholder aufgebaut und in langfristigen Planungs- und Entwicklungsprozessen erhalten werden. Kooperative Stadt(teil)entwicklung gestaltet und reflektiert die Beziehungen urbaner Akteure und Akteursgruppen, Netzwerke und Systeme. Sie adressiert ihre unterschiedlichen Ausgangsbedingungen, Interessen, Bedürfnisse, Rechte, Problemlagen, und Potenziale als Chance für die Entwicklung lebenswerter, resilienter und nachhaltiger Stadtteile. Kooperative Stadt(teil)entwicklung bringt somit notwendigerweise Menschen frühzeitig, persönlich und auf Augenhöhe in BEZIEHUNG und schafft damit die Voraussetzungen für den notwendigen Interessensausgleich zwischen den urbanen Akteurs- und Anspruchsgruppen. Methoden, Settings und Räume sind entsprechend zu entwickeln. Asymetrien aufgrund unterschiedlichen Zugangs zu Wissen, Definitions- und Entscheidungsmacht gilt es bewusst zu machen, zu reflektieren und auszugleichen (vgl. GOHL, Christopher; WÜST, Jürgen, 2008). In mehreren Projekten in verschiedenen Stadtteilen in Graz und Umgebung konnte das StadtLABOR diesen Ansatz praktisch entwickeln bzw. erproben. Die Umsetzung in die tägliche Projekt-, Planungs- und Beteiligungspraxis wirft über die Theorie hinaus viele Fragen und Herausforderungen auf. Was haben wir aus kooperativen Prozessen bis dato gelernt? Was hat sich bewährt und was sind die konkreten Stolpersteine? Für wen und womit sind kooperative Stadt(teil)entwicklungsprozesse relevant und mit welchen (un)intendierten Auswirkungen? Welcher Ressourcen, Bedingungen und Wirksamkeitsanalyse bedürfen diese? Was können Akteure unterschiedlicher Sektoren, Institutionen oder Unternehmen zum Gelingen kooperativer Beziehungen zwischen Menschen in der Planungs- und Entwicklungspraxis von Städten und Stadtteilen beitragen, damit wir die großen Herausforderungen erfolgreich bewältigen? Das Paper spannt den Bogen von theoretischen und stategisch-politischen Betrachtungen kooperativer und integrativer Stadtentwicklung über die Beschreibung deren Grundsätze und Haltungen bis zu Casestudies aus der praktischen Arbeit im StadtLABOR. Lessons learnt und Handlungsempfehlungen für die Zukunft schließen den Beitrag ab.

Item Type: Article
Uncontrolled Keywords: kooperative Planung, Partizipation, Stadtentwicklung, Urbanität, Transformation
Subjects: G Geography. Anthropology. Recreation > G Geography (General)
H Social Sciences > HD Industries. Land use. Labor
H Social Sciences > HM Sociology
Depositing User: REAL CORP Administrator
Date Deposited: 15 Apr 2018 19:23
Last Modified: 15 Apr 2018 19:23
URI: http://repository.corp.at/id/eprint/455

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