Altern im urbanen Umfeld dargestellt an ausgewählten Beispielgebieten von Graz

Gspurning, Josef and Kügele, Julia (2016) Altern im urbanen Umfeld dargestellt an ausgewählten Beispielgebieten von Graz. REAL CORP 2016 – SMART ME UP! How to become and how to stay a Smart City, and does this improve quality of life? Proceedings of 21st International Conference on Urban Planning, Regional Development and Information Society. pp. 79-89.

[img]
Preview
Text (Altern im urbanen Umfeld dargestellt an ausgewählten Beispielgebieten von Graz)
CORP2016_79.pdf - Published Version

Download (2MB) | Preview
Official URL: http://www.corp.at

Abstract

Der in jüngster Zeit in vielen urbanen Zentren zu erkennende Transformationsprozess hin zur sogenannten “smarten City” ist unter anderem charakterisierbar durch die fortschreitende Durchdringung der Gesellschaft mit digitalen Technologien, durch eine Veränderung der Art und Weise wie kommunale Serviceleistungen erwartet und angeboten werden und schlussendlich auch durch die Altersstruktur der Bevölkerung und ihrer damit verbundenen Bedürfnisse. Dabei zeigt sich, dass gerade der demographische Wandel, von dem unsere Gesellschaft seit einigen Jahrzehnten betroffen ist, insofern für eine Polarisierung des Problemfeldes sorgt, als die betroffenen Altersgruppen (z.B. Jugendliche oder SeniorInnen) nicht nur unterschiedliche Bedürfnisse haben, sondern auch unterschiedliche Vorstellungen davon, wie diese befriedigt werden können. So verschiebt sich etwa das Verhältnis von alten Menschen zu jungen stetig zu Gunsten der älteren, was einerseits auf die steigende Lebenserwartung der Babyboomgeneration der 40er und 60er-Jahre als Folge der Fortschritte in der Medizin, andererseits auf die seit über 40 Jahren rückläufigen Geburtenzahlen, zurückzuführen ist. Dies gilt generell für die gesamte Steiermark, im besonderen Maße aber auch für den urbanen Raum Graz. Heute sind rund 250.000 Menschen in der Steiermark über sechzig Jahre alt, im Jahr 2030 werden es fast 400.000 sein. Dies bedeutet, dass der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen von derzeit einem Fünftel auf ein Drittel ansteigen wird. Während die Einwohnerzahlen der Steiermark zwischen 2006 und 2010 um nur 0,7% anstieg, nahm die Bevölkerung in der Stadt Graz um 5,6% zu. Dabei lässt sich der Trend erkennen, dass die Einwohnerzahl und damit im selben Ausmaß auch die Zahl der Senioren und Seniorinnen in den nächsten Jahren nicht nur durch Alterung sondern auch durch Zuzüge weiterhin ansteigen wird; dies findet seine Bestätigung sowohl in den gesamtstädtischen Ergebnissen als auch in den Detailergebnissen aller 17 Bezirke der Steiermark und unterstreicht damit die stadtplanerische Relevanz dieser Altersgruppe und ihrer Lebensbedingungen. Dabei macht die Zugrundelegung allgemein anerkannter Wertmaßstäbe (wie etwa der Richtlinien der WHO für “age friendly cities”) deutlich, dass eine Bewertung der Situation nur über die Analyse jener Parameter führt, welche die Möglichkeiten der Senioren zur aktiven Lebensführung, Gesundheit und Partizipation zu charakterisieren vermag. Demnach konzentriert sich die vorliegende Studie auf die Erfassung, Analyse und Beschreibung der Lebensverhältnisse der alten Menschen in ihrem urbanen Umfeld - sowohl in versorgungs-, als auch in verkehrstechnischer Hinsicht. Als Untersuchungsgebiet wurde der Bezirk Geidorf (III.) gewählt, der auf einer Fläche von 5,5 km2 rund 24.990 Einwohner und Einwohnerinnen beherbergt (Stand: Jänner 2016). Räumlich gesehen liegt der Bezirk relativ zentral, nördlich der Innenstadt und gilt durch den Standort der Karl-Franzens-Universität und die Universitätsklinik (LKH-Ost) auch als Bildungsstandort von Graz. Durch die Ansammlung vieler Studenten und die Nähe zur Innenstadt ist Geidorf einerseits ein relativ „junger“ Bezirk mit starker Besiedlung (hauptsächlich Altbauten) entlang des Stadtparks. Andererseits handelt es sich jedoch – besonders stadtauswärts - auch um ein relativ ruhiges, städtisches Wohnviertel mit Einfamilienhäusern ergänzt durch Villen. Außerdem zählen die Grünflächen des Rosenhain, gemeinsam mit dem Hilmteich und den Grünarealen des Universitätssportzentrums zu den stark frequentierten Grünflächen in Graz. Der Bezirk ist durch die Straßenbahnlinien 1,4 und 5, sowie die Buslinien 30, 31, 41, 58/E, 62, 63, 81 und die Nachtlinien N1, N2 und N5 gut an das öffentliche Verkehrsnetz von Graz angebunden. Desweiteren kann im Bezirk in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einem relativ hohen Anstieg an älteren Menschen gerechnet werden (über 20%). Er ist daher repäsentativ, sowohl für die Verteilung und Struktur, als auch für das Umfeld der SeniorInnen und ermöglicht die Konstruktion einer „Topographie des Alters“. Alle weiterführenden Detailstudien (Infrastruktur und Accessibility) beziehen sich auf ein Sub-Sample aus 11 (von 28) Zählsprengeln des Bezirks für die zusätzliche Daten (seniorInnenrelevante Infrastruktureinrichtungen) erhoben wurden. Als Grundlage für die Kalkulation der Erreichbarkeiten dient ein Verkehrsnetz-Layer, dessen Kanten-/Knotenimpedanzen entsprechend dem Mobilitätsverhalten älterer Menschen (Bord-steinkanten, Verkehrsbelastung, straßenbegleitendes Grün, etc.) gewichtet wurden. In einem weiteren Schritt wurden die Möglichkeiten der alten Menschen zur Teilnahme am ÖPNV untersucht, wobei bezüglich der Modellierung von Reichweite und Frequenz auf vergleichbare Untersuchungen zurückgegriffen wurde; gebotene Anonymität hat eine detaillierte Zuordnung von Zielgruppenmitgliedern zu Haltestellen-einzugsbereichen verhindert, wodurch durchgängig mit raum-zeitlichen Flächenzuordnungen und einer Gleichverteilung der SeniorInnen innerhalb des jeweiligen Sprengels ausgegangen wurde. Die Auswahl der berücksichtigten Themenkomplexe deckt jene Bereiche ab, die als bestimmend für den Alltag der alten Menschen angesehen werden: Lebensmittelkauf und Marktbesuch, Arzt bzw. Apothekenbesuch, Bank- und Postgeschäfte, Aufsuchung von Grüninseln etc. Dabei zeigt sich ein differenziertes Bild der Realität; es stellt sich heraus, dass die gesundheitliche Ausstattung des Untersuchungsgebietes als sehr zufriedenstellend bezeichnet werden kann, gefolgt von der Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Defizite ergeben sich jedoch für die Bereiche Grünland/Parks sowie Post- und Bankdienste, die nur eine unvollkommene Abdeckung aufweisen.

Item Type: Article
Uncontrolled Keywords: ageing, mobility, Geidorf, Graz, quality of life
Subjects: G Geography. Anthropology. Recreation > GA Mathematical geography. Cartography
H Social Sciences > H Social Sciences (General)
H Social Sciences > HA Statistics
Depositing User: REAL CORP Administrator
Date Deposited: 21 Jul 2016 09:43
Last Modified: 21 Jul 2016 09:43
URI: http://repository.corp.at/id/eprint/147

Actions (login required)

View Item View Item