Stiewing, Marvin and Weber, Tobias and Fastner, Lena and Berchtold, Martin (2022) Gamification in der Regionalplanung: ein Ansatz zur Aktivierung formeller Planungsstrategien. Mobility, Knowledge and Innovation Hubs in Urban and Regional Development. Proceedings of REAL CORP 2022, 27th International Conference on Urban Development, Regional Planning and Information Society. pp. 375-384. ISSN 2521-3938
Text (Gamification in der Regionalplanung: ein Ansatz zur Aktivierung formeller Planungsstrategien)
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Abstract
„Fortschritt! Deiner Gemeinde gelingt die Ansiedlung eines führenden Unternehmens als Cash Cow. Spiele diese Karte, um eine beliebige weitere Karte abzulegen.“ Während formale Festlegungen und deren zugrundeliegenden Abwägungsprozesse, wie in der Planung üblich, abstrakt und für Laien wie politische Entscheidungsträgerinnen schwer verständlich sind, können spielbasierte Medien Sachverhalte kurz und dennoch prägnant darstellen. Dies gilt sowohl für die Funktionsweise der Raumplanung auf verschiedenen Ebenen und insbesondere die formelle Regionalplanung an sich, als auch für die tatsächlichen Folgen kommunaler Untätigkeit oder des Konterkarierens regionaler Festlegungen, wie in diesem Beitrag dargelegt. Während Gamification in der Planung bereits seit Jahren diskutiert wird, sieht die Planungsrealität (noch) anders aus.1 In diesem Beitrag werden die Probleme formeller Regionalplanung generell und am Beispiel der Region Stuttgart dargestellt. Bekannt als starke Wirtschaftsregion in Baden-Württemberg mit Global Playern wie Daimler, Porsche und Bosch, sieht sich auch die Region Stuttgart mit Herausforderungen für deren zukünftige Entwicklung konfrontiert, die sich im Großen und Ganzen als Wachstumsschmerzen zusammenfassen lassen. Es stehen sich Akteure der Regionalentwicklung, Bürgerinnen und politische Entscheidungsträger aus verschiedenen Kommunen in vielfältigen Konstellationen mit ihren Positionen und Motivationen gegenüber. Aufgrund der administrativen Kleinteiligkeit und des verbreiteten Konkurrenzdenkens wird die regionale Entwicklung durch inter-kommunale Spannungen, Stagnation durch saturierte „Wohlfühl“-Gemeinden sowie schlicht unsolidarisches öffentliches Handeln behindert. In diesem Zusammenhang sind auch verstärkte Phänome wie NIMBY („not in my backyard”) oder BANANA („built absolutly nothing anywhere near anbody”) zu nennen. Darüber hinaus stößt der formelle Regionalplan als räumliches Gesamtkonzept, das die funktionalen Zusammenhänge der Region integriert berücksichtigen und zwischen konkurrierenden Nutzungen vermitteln soll, häufig auf Unverständnis, Widerwillen oder gar Gegenwind – mit entsprechend negativen Folgen für die Akzeptanz und Wertschätzung der Inhalte. Auch wenn der Stuttgarter Regionalplan als starke Bremse fungiert und den Rahmen des Instruments durch restriktive Regelungen ausschöpft, stößt er dennoch an seine Grenzen, da er nicht in der Lage ist, die relevanten Akteure zu aktivieren und zum Handeln zu bewegen, um die wirtschaftliche Spitzenposition und Lebensqualität der Region zu halten. Es fehlt daher unter anderem an unterstützenden, persuasiven Instrumenten, um dessen Konzepte in politischen Entscheidungsprozessen überzeugend zu vermitteln. In diesem Beitrag wird ein spielbasierter Ansatz für die oben skizzierte Problematik mit den Schwerpunkten Mediation, Konsultation und Integration in politische Entscheidungsprozesse, welcher im Rahmen eines Studienprojekts im Masterstudiengang „Stadt- und Regionalentwicklung“ an der Technischen Universität Kaiserslautern entwickelt wurde, vorgestellt. Das Kartenspiel richtet sich an Bürgerinnen sowie politische Entscheidungsträger der Kommunen an der Schnittstelle zur Regionalplanung und bietet eine Möglichkeit, regional relevante, aber schwer greifbare Sachverhalte wie politische Handlungsoptionen, planerische Grundsätze sowie gutes und schlechtes regionales Handeln verständlich darzustellen und für eine breite Zielgruppe herunterzubrechen. Dabei schlüpfen politische Entscheidungsträger in die Rolle von Gemeinden, um deren zukünftige Entwicklung zu bestimmen, wobei ihnen auf 60 illustrierten Karten die Folgen verschiedener (Nicht-) Handlungen und Trends aufgezeigt werden. Die sachlich bis humorvoll gestalteten Motive umfassen sowohl Erfolge und Rückschritte als auch einfache Stopp-, Sammel- und Aktionskarten. Ebenso wird aufgezeigt, in welchen Praxisfeldern das entwickelte Kartenspiel eingesetzt werden kann.
Item Type: | Article |
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Uncontrolled Keywords: | Gamification, Regionalplanung, informeller Ansatz, Politische Entscheidungsträger, Kartenspiel |
Subjects: | G Geography. Anthropology. Recreation > G Geography (General) G Geography. Anthropology. Recreation > GB Physical geography |
Depositing User: | The CORP Team |
Date Deposited: | 11 Nov 2022 17:33 |
Last Modified: | 18 Dec 2022 14:08 |
URI: | http://repository.corp.at/id/eprint/912 |
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